Mama, Gründerin & kreativer Kopf - Kerstin Rothkopf über Gleichberechtigung, das Mamasein und Lebenspläne
Kerstin Rothkopf ist Mama, Fotografin, kreativer Kopf und Gründerin des Labels WOMOM in München. In diesem Interview erzählt sie von ihrem Leben als Mama, Umsetzungen verschiedener Ideen und wie sie ihre Träume lebt.
Die sympathische Mama berichtet von ihrer, damals ungeplanten, Schwangerschaft und welchen Einfluss die Geburt ihrer Tochter auf ihr Privat- und Berufsleben hatte. Insbesondere wie ungeplante Ereignisse das Leben beeinflussen und wie sie das Mamasein und Arbeiten als Selbstständige empfindet und miteinander vereint.
1. Liebe Kerstin, wir kennen dich als Gründerin, Mama und Fotografin. Würdest du dich unseren Lesern noch einmal selbst vorstellen?
Hallo ich bin Kerstin, 31 Jahre alt und lebe mit meiner Tochter in München. Ich bin freiberufliche Kommunikationsdesignerin und Fotografin. Kurz nach der Geburt meiner Tochter habe ich zusammen mit meiner Geschäftspartnerin Annette Granados Hughes das Label WOMOM gegründet. Unser kleines Label ist noch immer ein Start-up, das wir neben unseren eigentlichen Jobs führen, aber ein echtes Herzensprojekt.
2. Gerade wenn man sich deinen Instagram-Account ansieht, erkennt man schnell deinen ganz eigenen Stil. Beispielsweise sieht man viel Holz und die Farben rosa, gelb und rot-braun. Wie würdest du deinen Stil beschreiben?
Sehr gute Frage - ich glaube, dass ich meinen Stil gar nicht so pauschalisieren und beschreiben kann. Prinzipiell liebe ich alles, was ein wohlig warmes Gefühl vermittelt und nur durch die visuelle Wahrnehmung schon glücklich macht. Das zeige ich auf meinem Instagram Account.
3. Du hast mit ein paar anderen Mädels dein eigenes Label ”womom” ins Leben gerufen. Wie kamst du auf die Idee und wie hat dein Label dein Leben verändert?
Während ich meine Abschlussarbeit in Kommunikationsdesign schrieb, wurde ich überraschend schwanger und das brachte mich auf die Idee. Ich wollte nichts mehr zum Thema Schwangerschaft und ”Mutter werden” hören. Erst recht wollte ich meine Abschlussarbeit nicht auf dieses offensichtliche Thema reduzieren, doch genau das hat mich letztendlich zum Umdenken angeregt. Ich fragte mich, warum ich es so furchtbar fand darauf reduziert zu werden und in welche Schubladen ich mich gesteckt fühlte. Kurz darauf stellte ich mir selbst die Frage, ob ich eventuell auch das Mamasein in eine Schublade gesteckt habe. Daraufhin begann ich mit einigen Recherchen und stieß auf diverse Mami-Blogs, die ausschließlich happiness und positivity versprühten. Ich fand mich in Mode-Läden wieder, die nur für Mütter ausgelegt waren und deren Look immer der selbe war. Aufgrund dessen habe ich begonnen, all das, was mich beschäftigt zu sammeln und gestalterisch umzusetzen. Nach der Geburt meiner Tochter ließ mich das Thema nicht mehr los.
Ich kannte Annette aus unserem damaligen Gemeinschaftsbüro und sie ist mir immer positiv durch ihren Humor und ihre Illustrationen aufgefallen. Auch sie brachte kurz drauf ihr Kind zur Welt. Ich nahm quasi einfach den Hörer in die Hand und fragte sie, ob wir nicht gemeinsam ein Projekt umsetzen wollen.
Und so wurde WOMOM im April 2017 gegründet. Ein Projekt, mit dem wir das Thema Mutterschaft neu definieren wollen, zum Umdenken anregen und Frauen wieder einander näher bringen möchten. Unabhängig von der jeweiligen Lebenssituation. Wir setzten unser Vorhaben mit Mode um - denn das erschien uns das richtige Transportmittel für unsere Message zu sein - Mode bewegt!
4. Wie empfindest du die Selbstständigkeit als Frau in unserer heutigen Gesellschaft?
Ein schwieriges Thema. Ich glaube, dass wir noch lange nicht da sind, wo wir eigentlich sein sollten. Vor allem nicht, wenn die selbständige Frau auch noch ein Kind, (geschweige denn mehrere), hat. Frauen werden leider immer noch in Schubladen gesteckt, unterschätzt, oder auch sehr zurückgehalten. Dabei muss man eigentlich einfach mal genauer hinschauen, was Frauen (vor allem mit Kind) alles stemmen. Neben dem Job kümmern sie sich noch um Kind und Haushalt - wenn man Glück hat, macht man das nicht alles allein. Aber dennoch denke ich, dass eben noch viel passieren muss! Beispielsweise wird mehr Unterstützung für selbstständige Frauen benötigt. Insbesondere bei selbständigen Frauen mit Kind. Die Gleichberechtigung muss einfach wesentlich mehr in den Fokus gerückt werden und Partner sollten die Möglichkeit erhalten, sich mehr einzubringen. Die Kinderbetreuung sollte sich in einem ausgeglichenen Verhältnis befinden (50/50) - und das täglich, nicht nur wenn das Kind krank ist. An solche Maßnahmen ist bei vielen Unternehmen/Betrieben leider noch lange nicht zu denken. Sie gehen auch heutzutage immer noch davon aus, dass Kinderbetreuung Aufgabe der Frau ist.
5. Wie hast du damals zur Fotografie gefunden? Und wie hat sich die Gründung deines Labels auf deine Fotografie ausgewirkt?
Ich habe bereits mit 16 Jahren angefangen zu fotografieren - damals entsprach das natürlich noch einem absoluten Anfängerniveau, inklusive schlechter Digitalkamera. Meine Schwester musste immer als Model herhalten. In der Kleinstadt hat sich leider nicht viel angeboten, um dem ganzen professionell nachzugehen. Aufgrund dessen entschied ich mich vorerst eine Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin zu absolvieren. Danach kam dann die Fachhochschulreife und im Anschluss daran bin ich erst wieder meiner eigentlichen Leidenschaft nachgegangen - im kreativen Bereich tätig zu sein. Deshalb habe ich zuerst eine Ausbildung zur Mediengestalterin gemacht. Die Fotografie habe ich weiterhin nebenher verfolgt und sogar erste „Aufträge“ erhalten.
Dann bin ich nach München gekommen, um mich im gestalterischen Bereich weiterzuentwickeln. Deshalb entschloss ich mich zu einer weiteren Ausbildung als Kommunikationsdesignerin an der Meisterschule für Mode und Kommunikationsdesign. Ich hatte die Fotografie eigentlich schon fast aufgegeben, als mich eine Freundin ermutigte, mit einem ihrer Bekannten eine Ausstellung zu gestalten. Gesagt, getan - so hatte ich dann meine erste Ausstellung und die ersten Verkäufe meiner Werke. Daraufhin folgen noch mehr Ausstellungen und Veröffentlichungen in Zeitungen und Zeitschriften. Etwas, womit ich einfach nie gerechnet hätte.
Bei WOMOM kann ich mich nun nicht nur gestalterisch „austoben“ sondern auch fotografisch. Deshalb ist es auch für mich so ein besonderes Projekt, da ich beide Leidenschaften kombinieren und ausleben kann.
6. Nun bist du 2017 ja auch Mama geworden. Wie sehr hat die Schwangerschaft und Geburt deiner süßen Tochter dein Leben und dich verändert?
Mein Leben hat sich natürlich sehr verändert, da ich nicht geplant hatte Mutter zu werden und dafür viele andere Pläne hegte. Doch da kann ich nur sagen, dass es das BESTE ist, das mir in meinem Leben passieren konnte. So kitschig es klingen mag - meine Tochter bereichert mein Leben unfassbar. Ich habe mich verändert, aber gleichzeitig bin ich immer noch die selbe Person und vielleicht sogar noch über mich hinausgewachsen. Angefangen mit der Feststellung, wie wenig Schlaf doch tatsächlich ausreicht (oder ausreichen muss). Man lernt durchgängig neue Seiten an sich kennen - Seiten mit denen man mal mehr, und mal weniger gut klarkommt. Ich nehme seitdem einiges wieder mehr war und habe auch manche Ansichten geändert. Und man weiß bestimmte Dinge im Leben einfach wieder mehr zu schätzen.
7. Wie sieht für dich nun ein normaler Wochentag mit Kind, Arbeit und sonstigen To-Do’s aus?
Der sieht immer anders aus. Mit den zwei „Babys“ - WOMOM und meiner Tochter - weiß man nie, was der Tag so bringt. Da helfen auch die besten Pläne nicht - das habe ich mittlerweile gelernt und akzeptiert! Vor der Corona-Krise hat sie gerade begonnen den Kindergarten zu besuchen. Das hat natürlich etwas mehr Struktur in den Alltag gebracht - von 09:00 bis 14:00 Uhr hatte ich somit meine „freie“ Zeit. Aber auch damit musste ich mich erst einmal neu arrangieren. Ich war es tatsächlich gewohnt immer nur abends zu arbeiten, wenn die kleine im Bett war. Das hat sich so eingeschlichen und abends ist mein kreativer ”Flow” ganz besonders ausgeprägt. Diese neu gewonnene freie Zeit versuche ich daher nun für Shootings zu nutzen, die ich bisher immer am Wochenende durchführen konnte. Ansonsten nutze ich sie noch für To Do´s die aktuell bei WOMOM anfallen. Es ist tatsächlich so, dass jeder Tag einfach immer anders aussieht.
8. Die Situation gerade weicht natürlich von dem ab, was wir kennen. Wie erlebt ihr momentan die Quarantäne zuhause?
Obwohl ich die Situation ja lange nicht anderes kannte (bezogen auf Arbeit mit Kind), war es anfangs eine echte Herausforderung. Auf den Rat einer Freundin hin, haben wir uns schon sehr früh in Selbstisolation begeben. Der Plan war von Anfang an, dass wir zu meinen Eltern aufs Land ziehen. Deshalb waren wir extrem vorsichtig; Freunde sind für uns einkaufen gegangen und wir haben die Wohnung vorerst nur verlassen, um in unserem Innenhof zu spielen.
Da ich nach der Geburt schon mit Depressionen zu kämpfen hatte, war es für mich eine große psychische Belastung. Seitdem wir bei meinen Eltern sind, ist jedoch alles viel besser. Ich fühle mich hier sehr sicher und bin wesentlich ausgeglichener. Und auch meine Tochter ist happy! Wir können den ganzen Tag in der Natur verbringen. Verglichen mit den letzten Monaten, funktioniert meine Work-Life-Balnace nun deutlich besser.
Doch auch hier ist natürlich nicht alles nur „Sonnenschein“ - wieder mit den Eltern zu leben ist zwar schön, aber auch anstrengend. Neben dem ”Mama sein” kommt nun auch wieder das „Kind sein" hinzu… Das führt natürlich auch zu einigen Konflikten. Meine Eltern sind auch nicht tagtäglich meine persönlichen Babysitter; größtenteils bin ich natürlich immer noch für meine Tochter verantwortlich. Aber wir machen das Beste aus der Situation und genießen diese besondere Zeit. Sie ist intensiv, laut und unberechenbar. Aber für uns aktuell eben auch einmalig.
9. Was möchtest du deiner Tochter am meisten für ihr Leben mit auf den Weg geben?
Dass sie das Leben so nimmt, wie es kommt - positiv wie negativ, es aber in vollen Zügen auskostet. Ich möchte, dass sie sich nicht unterkriegen lässt und für das, was sie will einsteht - vor allem als Frau. Und natürlich möchte ich, dass sie viel Liebe erfährt und diese auch geben kann.
10. Hast du ein Mantra, nach dem du dein Leben gestaltest? Oder gab es eine besonders wichtige Lehre?
Tatsächlich ja: „Life happens while you were busy making other plans“. Ich hatte vor meiner Tochter schon viele Pläne für mein zukünftiges Leben und es kam immer anders als gedacht. Früher habe ich mich geärgert, dass ich den ein oder anderen Weg eingeschlagen habe und habe vieles als sinnlos und verschwendete Zeit betrachtet. Mittlerweile kann ich aber sagen, dass mich all dies zu dem Menschen gemacht hat, der ich heute bin und dass ich ich mich sonst auch nicht da befinden würde, wo ich bin. Deshalb gestalte ich mein Leben mittlerweile auch einfach so, dass ich jeden Tag so hinnehme wie er kommt. Ich mache zwar Pläne, halte aber nicht zu vertieft an ihnen fest. Ich bin einfach offen für das, was kommt.
11. Hast du eine besondere Vision für deine Zukunft?
Nicht wirklich. Ich würde mir wünschen, dass es WOMOM noch lange gibt und wir irgendwann auch ein kleines kreatives Team haben und davon leben können. Nach der Erfahrung in den letzten Wochen könnte ich mir auch ein Leben auf dem Land gut vorstellen. All das wäre schön, aber wer weiß schon was in der Zwischenzeit noch alles passiert…
12. Welchen Rat würdest du Frauen mit auf den Weg geben, die zwar eine Vision haben, aber noch nicht genug Mut, um diese umzusetzen/ zu leben?
Einfach machen! Denn wenn man ehrlich ist, haben wir nichts zu verlieren. Wir sollten leben und alles ausprobieren, was wir ausprobieren möchte. Hinfallen gehört zum Leben dazu, das wird mir mit meinem Kind auch immer wieder bewusst. Aber man muss erst einmal loslaufen. Also worauf warten?
13. Was ist dein mara mea Lieblings-Produkt und warum?
Ich liebe eure Netztaschen - zum einen, weil sie super praktisch und vielseitig einsetzbar sind, aber eben auch aufgrund der Optik. mara mea hat so tolle Farben!
Großer Fan bin ich aber auch von den Wickeltaschen - ich benutze meine heute noch als Tasche für meine Laptop, oder die Kamera etc.
Liebe Kerstin, herzlichen Dank für dieses offene und inspirierende Interview mit dir! Für alle die es noch nicht entdeckt haben, hier geht's zum mara mea X WOMOM Gewinnspiel.